Mentalisieren

Was bedeutet Mentalisieren?

Der Mentalisierungsansatz ist eine innovative Theorie und betont die Fähigkeit, dem eigenen und dem Verhalten anderer eine Bedeutung zuzuschreiben, indem intentionale mentale Zustände (z.B. Emotionen, Wünsche oder Gedanken) unterstellt werden, die dem Verhalten zugrunde liegen.

Neuer Artikel Open-Access verfügbar: "Ich kann auch gut tanzen und habe es heute sogar vorgemacht." Mit Mentalisieren in der Psychomotoriktherapie einen Beziehungsraum für Gefühle der Zugehörigkeit eröffnen

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»Wer mentalisiert, versteht den anderen besser« - Mentalisieren als entwicklungsorientierte Professionalisierungsstrategie.

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Folglich beschreibt Mentalisieren die Fähigkeit, Verhaltensweisen auf der Basis von Motiven (Gedanken und Gefühle, Wünsche, Absichten etc.) wahrnehmen und bedenken zu können – eigenes Verhalten sowie das Verhalten anderer Personen kann infolgedessen mit einer sinnstiftenden Intentionalität versehen werden, wodurch die Selbstkohärenz gestärkt wird und Verhaltensweisen verständlicher und vorhersehbarer werden ( Fonagy, Gergely, Jurist, & Target, 2002; Fonagy & Allison, 2014).

Der heftige Schlag einer Person mit der Hand auf ein Autodach beispielsweise erscheint erst auf Basis eines mentalen Zustands als plausible Konsequenz – nämlich indem man Wut als mentalen Zustand annimmt (z.B. weil der Autoschlüssel im Inneren des Autos eingeschlossen ist).

Die Fähigkeit zu Mentalisieren entwickelt sich – beginnend in der Kindheit – entlang von Beziehungserfahrungen über die gesamte Lebensspanne hinweg. Sie ist eine Grundlage für die Entwicklung des Selbst und der Emotionsregulierung. Anhaltende oder schwere Kindheitsbelastungen (z.B. Traumata) können die Fähigkeit zu mentalisieren vorübergehend oder dauerhaft beeinträchtigen. Unter erhöhtem emotionalem Arousal (Stress) ist es Menschen nur noch bedingt möglich, die Perspektive des Gegenübers einzunehmen oder eine reflektierende Problemlösung zu verwirklichen.

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Insbesondere im klinischen Feld wird die Fähigkeit zu mentalisieren als Schlüsselkompetenz angenommen und auch empirisch bestätigt ( Katznelson, 2014; Luyten, Campbell, Allison, & Fonagy, 2020). Kinder und Jugendliche mit Einschränkungen der Mentalisierungsfähigkeit geraten leichter in emotionalen Stress und zeigen häufiger herausforderndes Verhalten in sozialen Situationen wie der Schule, innerhalb der Familie oder gegenüber Gleichaltrigen. Dieses Verhalten besser zu verstehen und Stress besser regulieren zu können ist eine Voraussetzung für soziales Lernen und beeinflusst Schulerfolg, soziale Teilhabe und Resilienz.

Aus der Entwicklungspsychologie und der erfolgreichen Anwendung der Mentalisierungstheorie in Psychiatrie und Psychotherapie wurden neue grundlegende Kenntnisse zur Regulierung von Emotionen, von Aufmerksamkeit und Verhalten und über soziales Lernen erarbeitet. Diese finden zunehmend Eingang in pädagogische Felder, wie z.B. Mentalisierungsbasierte Pädagogik ( Gingelmaier, Taubner, & Ramberg, 2018; Gingelmaier & Kirsch, 2020), Soziale Arbeit und Sozialpädagogik ( Kirsch, 2014), kindheitspädagogischen ( Behringer 2021, Turner (2021) oder sonderpädagogischen Handlungsfeldern ( Schwarzer & Gingelmaier, 2019).

Was ist neu und wichtig am Mentalisierungsansatz?

  • Ein Perspektivenwechsel von der Betrachtung der Handlung zu den Intentionen
  • Dimensionen des effektiven und nicht-effektiven Mentalisierens
  • Die Bedeutung von Stress und Emotionsregulierung
  • Epistemisches Vertrauen und soziales Lernen
  • Die Bedeutung reflektierender Prozesse und der Perspektivenübernahme
  • Die Gestaltung hilfreicher Beziehungen

Dimensionen des Mentalisierens

Eine mentalisierende Haltung in der Praxis

Die Bedeutung von Stress und Emotionsregulierung

Epistemisches Vertrauen und Soziales Lernen

„Mentalisation is a slow and progressive process, perhaps the venture of a lifetime.“

Lecours & Bouchard 1997, Dimensions of Mentalisation. Int. J. Psycho-Anal. S. 865
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Mentalisieren in der Pädagogik

Mentalisieren in der Pädagogik

Wozu braucht es Mentalisieren in der Sozialen Arbeit?

Was bedeutet Mentalisieren für die Kinder- und Jugendhilfe

Für die Arbeit in pädagogischen Teams

Für die Arbeit in Schulen

Mentalisieren und psychische Gesundheit

In jüngerer Vergangenheit wird verstärkt auf die potentiell gesundheitserhaltende Funktion mentalisierender Verstehensprozesse fokussiert (z.B. Borelli et al., 2019; Ballespi et al., 2019; Schwarzer, 2019). In diesem Zuge wird die Mentalisierungsfähigkeit als vermittelnder Veränderungsmechanismus beschrieben, der an der innerpsychischen Verarbeitung aversiver Stimuli beteiligt ist ( Stein, 2013). Insbesondere robustes Mentalisieren wird hierbei als Kapazität konzeptualisiert, die vor stressinduzierenden Ereignissen schützen kann, indem trotz belastender Erfahrungen und des damit einhergehenden affektiven Arousals ein kohärentes Selbsterleben möglich ist ( Taubner, 2015; Stein, 2013). In der Folge bleiben Handlungsfähigkeit sowie die Überzeugung in die eigene Selbstwirksamkeit auch bei potentiell unkontrollierbaren Erlebenszuständen vergleichsweise lange erhalten.

Mentalisieren und psychische Gesundheit

Tipps zur Wiederherstellung von effektivem Mentalisieren

Tipps